Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Universität ein völlig neues Leben, Sprechen und Denken bedeutet, wenn man zuvor nicht schon zuhause mit dem akademischem Habitus konfrontiert war.
Wer privilegiert ist, fühlt sich ganz automatisch dazu berechtigt, Raum einzunehmen. In universitären Diskussionen geht es häufig nicht nur um das, was gesagt wird, sondern auch darum, wie geredet werden muss, um überhaupt gehört zu werden.
Das Problem im akademischen Diskurs ist nicht das vermeintliche Nicht-Wissen, sondern der Club von Menschen, die sich gestört fühlen, wenn jemand nachfragt, über was denn überhaupt gesprochen wird.
Ziel des Workshops …
… soll sein, sich mit dem Begriff der „Klasse“ auseinanderzusetzen und all eben genannte Punkte zu diskutieren.
Was passiert mit uns, wenn wir im akademischen Raum be-sozialisiert werden? Wenn zwar die Bürgerlichkeit der anderen nie Thema ist, sich der Arbeitersprech aber trotz jahrelanger Aneignung der wichtigsten Suhrkamp Editionen in manchen Situationen doch noch durchsetzt?
Welche Auswirkungen hat unsere fortschreitende Akademisierung auf unseren Freundes- und Familienkreis? Mit der zeitintensiven Aufstockung des eigenen kulturellen Kapitals können sich alteingesessene Denkmuster völlig verändern, so sehr, dass man sich selbst nicht wieder erkennt. („Vielleicht wäre ich als Verkäuferin glücklicher geworden“)
Als Nicht-Akademikerkind an der Universität anzukommen, gestaltet sich in vielen Fällen doppelt – wenn nicht dreifach so schwer. Oft denkt eine Person, er/sie wäre gar nicht für das Studium geeignet, weil die universitären Rahmenbedingungen nicht für BildungsaufsteigerInnen ausgelegt sind.
Wer bin ich? Was macht mich als Menschen aus? Wie kann ich mir Raum in Diskussionen verschaffen, ohne schief angesehen zu werden? Thematisiere ich meine eigene Herkunft?
„Sich Raum zurück zu nehmen ist ein politischer Akt. Einen Raum schaffen, in dem die eigene Stimme (wieder) gefunden werden kann ist für mich politisch wichtiger, als zu versuchen mich für Bürgerliche verständlich auszudrücken oder nachvollziehbar zu machen – oder weiter zu versuchen, ihre Anerkennung zu bekommen.“ Clara Rosa